Plantage

Eine Plantage; von lat. plantare (an)pflanzen, englisch Plantation) ist ein forst- oder landwirtschaftlicher Großbetrieb, der sich auf die Erzeugung eines Produktes (Monokultur) für den Weltmarkt spezialisiert hat. Typische Produkte von Plantagen sind mehrjährige Pflanzen oder Dauerkulturen wie Bananen, Baumwolle, Holz, Palmöl, Kaffee, Kakao, Tee, Obst, Sisal, Naturkautschuk, aber auch einjährige Pflanzen wie Zuckerrohr. Zu einer Plantage gehören oft aufwendige Einrichtungen, in denen das Produkt vorverarbeitet wird. Plantagen werden außer in den Tropen auch in mediterranen Gebieten, wie dem europäischen Mittelmeerraum, Kalifornien und Südafrika, bewirtschaftet. Andere Bezeichnungen für „Plantage“ können sein: landwirtschaftlicher Großgrundbesitz oder Latifundium.

Der Eigentümer einer Plantage wird als Pflanzer bezeichnet.

Geschichte

Seit dem 7. Jahrhundert hatte sich mit dem Islam eine erste hochspezialisierte Plantagenwirtschaft zur Erzeugung von Luxusfrüchten in Mesopotamien in den Sumpfgebieten des Euphrat entwickelt, und zwar unter Einsatz von afrikanischen Sklaven, den Zandsch, die zunächst die Sümpfe trockenzulegen hatten. Die über den Fernhandel erwirtschafteten Erträge für Zucker, Baumwolle, Datteln und Gewürznelken trugen zur Blüte der islamischen Metropolen in Asien und Ägypten bei. Zum Beispiel wurde aller im christlichen Europa als teures Luxusgut verbrauchte Zucker im Mittelalter aus der islamischen Welt eingeführt.

Ihre bekannteste Ausbreitung erfuhren die Plantagen im 19. Jahrhundert mit der Entstehung der europäischen Kolonialreiche, als in Afrika und Asien ausgedehnte Plantagen entstanden. Eigentümer der Plantagen waren oft Ausländer, nicht selten auch Kapitalgesellschaften, die den Betrieb durch einen Verwalter leiten ließen. Die Eigentümer bzw. ihre leitenden Angestellten zählten zur obersten Gesellschaftsschicht, während die Plantagenarbeiter zur untersten gehörten.

Die Arbeitskräfte auf den Plantagen waren bis in das 19. Jahrhundert oft Sklaven, zum Beispiel auf den Baumwoll- und Tabakplantagen der amerikanischen Südstaaten sowie auf den Zuckerrohrplantagen der Karibik und Lateinamerikas, die aus Afrika geholt worden waren, da die einheimische indianische Bevölkerung durch das spanische System des “Repartimiento” fast vollständig dezimiert wurde. Die Nachkömmlinge dieser (befreiten) Sklaven stellen heute einen Großteil der Bevölkerung dieser Regionen dar.

Nach der Sklavenbefreiung wurden aus den ehemaligen Sklaven meist Billiglohnarbeiter, die Arbeitsbedingungen blieben im Wesentlichen unverändert.

In den Kautschukplantagen Malaysias und den Teeplantagen Sri Lankas setzte man häufig billige Arbeitskräfte aus Indien oder China ein. Nach der Unabhängigkeit der ehemaligen Kolonien wurden die meisten ausländischen Eigentümer der Plantagen enteignet und an ihre Stelle traten Einheimische oder der Staat.

Entwicklung

Plantagen sind heute mit die wichtigsten Produzenten für nachwachsende Rohstoffe auf dem Weltmarkt. Im Rahmen der Globalisierung und des steigenden Welthandels sind die Anforderungen an die Inhaber und Unternehmen gestiegen. Mittlerweile bemühen sich große internationale Organisationen mit unterschiedlichen Projekten um die Verbesserungen der sozialen und ökologischen Auswirkungen von Plantagen.

Eines der erfolgreichsten Konzepte zur Nachhaltigkeit ist zur Zeit die Idee des Fairen Handels. Die Produzenten erhalten hierbei für ihre Plantagenprodukte faire Preise unabhängig von den Weltmarktpreisen und erfüllen dafür strenge Auflagen. So können sie eigenverantwortlich wirtschaften, ihre Existenz weitgehend sichern und sind verpflichtet, soziale und ökologische Mindeststandards in puncto Gesundheit und Bildung zu schaffen und einzuhalten.

Aspekte der Plantagenwirtschaft

Pro

  • Arbeitsmöglichkeiten für Einheimische
  • einige Plantagen formten/formen eine gute Infrastruktur.
  • erstmaliger Wegebau in vormals unzugängliches Gebiet.
  • schroffe Landschaftsform wird nivelliert (spätere anderweitige Nutzung wird ermöglicht).

Contra

  • Cash Crops decken nicht den Eigenbedarf der Bevölkerung.
  • Plantagen meist im Besitz von ausländischen Personen/Firmen, d.h. die Gewinne fließen fast vollständig ab.
  • Erste und zweite Qualität der produzierten/geernteten Früchte geht in den Export, vor Ort meist nur nicht exportierbares erhältlich.
  • Kleinbauern sind von der Exportproduktion ausgeschlossen.
  • hoher Flächenbedarf
  • Der Boden wird ausgelaugt Bodendegradation.
  • Monokultur erzwingt oft Einsatz von Pestiziden (schädigt die Arbeiter, da die Pflanzen während der Arbeitszeit besprüht werden)

Literatur

  • Die Plantagenwirtschaft in der Weltwirtschaft. Innovationskraft und heutige Strukturen des Plantagensystems von Karl H Hottes. ISBN 3-631-44606-3
  • Growth Characteristics and Management Scenarios for plantation-grown Gmelina arborea and Nauclea diderrichii in south-western Nigeria von Jonathan C Onyekwelu.
  • Plantagenarbeit und Protest in Kamerun 1945-1960 von Juliane Kippenberg. ISBN 3-8258-3013-6
  • Growing Plantation Forests von Phil West von Springer, Berlin (Taschenbuch – Juni 2006)
  • Savill, P. Evans, J. Auclair, D. Falk, J. (1997). Plantation Silviculture in Europe. Oxford University Press.
  • Sedjo, R. A. & Botkin, D. (1997). Using forest plantations to spare natural forests. Environment 39 (10): 15-20, 30.
  • Tropical Forest Ecology. The Basis for Conservation and Management (Tropical Forestry) von F. Montagnini und C. F. Jordan von Springer, Berlin
  • Aldhous, J. R. & Low, A. J. (1974). The potential of Western Hemlock, Western Red Cedar, Grand Fir and Noble Fir in Britain. Forestry Commission Bulletin 49.
  • Everard, J. E. & Fourt, D. F. (1974). Monterey Pine and Bishop Pine as plantation trees in southern Britain.
  • Quarterly Journal of Forestry 68: 111-125.

Lexikon

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